Rumaenienburgen

 

 
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Burgen, Schlösser, Wehrkirchen und Ruinen
- Reisetagebuch meiner vierten Rumänienreise, August 2006 -


4. Tag, 10.08.2006
 

Heute war mein Geburtstag - und als erstes "schenkte" ich mir selbst einen um 5:45 Uhr klingelnden Wecker. Jeder wird mich wohl spätestens jetzt (nein, sicherlich auch schon vorher *g*) für verrückt halten, aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, auch noch die Stadtmauer und die alte Festungsanlage von Sibiu (Hermannstadt) zu sehen - da unser Tagesprogramm jedoch bereits voll war, war hierfür nur noch vor dem Frühstück Zeit...

Ich schleppte mich unter die Dusche und eine halbe Stunde später gingen Birgit, die bereits vor mir wach war und nicht mehr schlafen konnte, und ich in die Stadt. Die Luft war angenehm kühl und frisch, kein Vergleich mehr zu der verkehrsverpesteten Luft der Vorstadtgebiete vom Vortag. Nach ein paar Fotos schlenderten wir noch über den schönen und zu dieser Zeit fast menschenleeren Marktplatz, bevor wir ins Hotel zurück gingen, um zu frühstücken.


Sibiu (Hermannstadt)
 

Das Frühstücksbuffet war für rumänische Verhältnisse sehr umfangreich. Verschiedene Käsesorten, Wurst, Müsli, Brotaufstrich, Brot, verschiedene Brötchen, Joghurt, unterschiedliches Obst, Rührei, Spiegelei, gekochte Eier, diverse Getränke, sogar frisch gepresster Orangensaft. Obwohl ich eigentlich gar kein Frühstücksmensch bin, habe ich an diesem Morgen doch gut zugeschlagen. Wie jeden Morgen machte ich mir zudem Brote für unterwegs und packte diesmal auch ein paar Würstchen mit ein; wohlgemerkt nicht für mich, sondern um damit wenigstens ein paar der Hunde, die heute unseren Weg kreuzen würden, eine Freude machen zu können.
Vor unserer Abfahrt überreichte mir Birgit zu meinem Geburtstag noch eine Karte mit einer Einladung zum Essen, welche ich zwei Tage später in Sighisoara einlöste. Bevor wir das Hotel verließen, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, noch Fotos im (zu dieser Zeit noch geschlossenen) Restaurant zu machen. Dieser Raum diente nämlich als Vorbild für das Restaurant mit dem Glasdach, über welchem in Band 16 vom kleinen Vampir die Vampirkinder auf dem Sims sitzen...


Sibiu (Hermannstadt)
 

Nachdem wir Sibiu hinter uns gelassen hatten, fuhren wir den "roter Turm-Pass" Richtung Curtea de Arges entlang, denn nur wenige Kilometer hinter Sibiu befinden sich dort bei Talmaciu (Talmesch) gleich drei Burgen: Die talmescher Burg "Cetatea Cununa tarii" (Landskrone), die einstige Grenzstation "Turnu Spart" (der zerbrochene Turm) sowie die ehemalige Festung "Turnu Rosu" (der rote Turm). Daher auch der Name des Passes, welcher einst ein wichtiger Handelsweg zwischen der Walachei und Transsilvanien war. Vom Turnu Spart steht nur noch die Ruine eines halben Turmes sowie ein kleiner Wall. Dennoch ein schönes Motiv, vor dessen Kulisse sich zwei Angler niedergelassen hatten.


Boita (Ochsendorf): Cetatea Turnu Spart (links) & Talmaciu (Talmesch): Cetatea Cununa tarii / Burg Landskrone
 

Nach einem Fotostopp am roten Turm, welcher zwar besichtigt werden kann, aufgrund der frühen Uhrzeit aber noch geschlossen hatte, fuhren wir zurück Richtung Sibiu, um bei der dritten der talmescher Burgen Halt zu machen. Der Burgberg ist nicht zu übersehen, befinden sich darauf schließlich gleich zwei rot-weiße Funkmasten. Auf den Berg führte ein zwar etwas steilerer, aber mit groben Kieselsteinen belegter Fahrweg. Wir versuchten unser Glück, doch bereits nach wenigen Metern drehten die Reifen auf den unbefestigten Steinen durch. So stellten wir unser Auto ab und liefen das kurze Stück zu Fuß. Auf dem Weg wurden wir förmlich von irgendwelchen Insekten (optisch eine Mischung aus Motte und Fliege) überfallen, die sich hemmungslos und zuhauf auf unserer Kleidung nieder ließen. Mir fiel ein, dass ich von meiner letzten Tour noch einen kleinen Handventilator in meiner Kameratasche hatte - dieser sollte mir jetzt gute Dienste leisten. Zwar machte er nur mäßig Wind, aber er reichte zumindest aus, um die lästigen Viecher zu vertreiben. Dafür hatten sie nun Birgit vermehrt als lohnendes Ziel auserkoren... Von der verwilderten kleinen Burg selbst stand nicht mehr viel und auch die dahinter stehenden Masten  verschönerten das Bild nicht unbedingt. So schoss ich nur ein paar Bilder und wir gingen zurück zum Wagen.


Talmaciu-Boita (Talmesch-Ochsendorf): Cetatea Turnu Rosu
 

Nach einem Fotostopp an der ehemaligen Kirchenburg von Avrig (Freck) erreichten wir Carta (Kerz) mit der Ruine der Zisterzienser-Abtei, deren Ursprünge bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurückgehen. Die Treppen auf den noch erhaltenen Glockenturm waren eng und steil und oben angekommen vermittelten die losen, knarrenden Bodenbretter sowie die Löcher im Boden nicht unbedingt ein Gefühl von Sicherheit. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, verließ gerade eine kleine Reisegruppe die Anlage und wir hatten fortan die gesamte Ruine quasi für uns alleine. Von jeder Seite ein schönes Fotomotiv, für das es sich auch mal lohnt, durchs Gras zu robben...



Carta (Kerz)
 

Unser nächstes Ziel war die Kirchenburg in Cincsor (Kleinschenk), die mit ihren kleinen Fachwerktürmchen und dem davor stehenden Pferd sehr schön war, aber gleichzeitig irgendwie "unecht" wirkte, wie die Dekoration einer Modelleisenbahn. Leider begann hier meine Kamera plötzlich zu spinnen - von einem Moment auf den anderen und ohne ersichtlichen Grund. Zwar funktionierte sie noch, doch stellte sie ständig erst mehrmals scharf, bevor sie auslöste, was sich auch den Rest der Reise über nicht mehr änderte. Nervig, aber was sollte ich machen? Zurück in Deutschland würde ich sie zur Reparatur einschicken, mit dem beruhigenden Gefühl, noch Garantie zu haben.


Cincsor (Kleinschenk)
 

Auf der Weiterfahrt begegnete uns ein Junge auf einem Fahrrad, der mit der rechten Hand ein weiteres Fahrrad neben sich her zog und in der linken Hand zudem noch einen Fahrradreifen trug. Ich fragte mich, wie man so überhaupt noch fahren kann?
Meine Würstchen kamen bei den Hunden zwar gut an, man merkte jedoch an ihrem Verhalten, dass sie mit Menschen offensichtlich keine guten Erfahrungen gemacht hatten.

Am Mittag erreichten wir Fagaras (Fogarasch), zwischen Sibiu und Brasov gelegen. Dessen Burg aus dem 14. Jahrhundert wurde ab 1538 zur Festung ausgebaut und im 17. Jahrhundert im italienischen Stil restauriert. So scheinen heute manche der Baustile optisch kaum zusammen zu passen. Wir umrundeten die von einem breiten Wassergraben umgebene Festung, deren Mauern sich malerisch im Wasser spiegelten. Am Ufer saßen unzählige Frösche, die mit jedem unserer Schritte ins Wasser sprangen. Inmitten der Stadt und dem Verkehr ein fast schon unwirkliches Bild, wie aus einem Gemälde entnommen. Die Äußeren Festungsmauern mit ihren kasemattenartigen Gewölben können frei besichtigt werden, in der inneren Burg ist ein Museum untergebracht. Zu meiner Verwunderung gab es hier nicht mal Postkarten und auch im Umfeld der imposanten Festung wurde ich nicht fündig. Dabei wäre die Anlage bei passendem Licht geradezu ein prädestiniertes Postkartenmotiv. Und an Touristen mangelte es offensichtlich nicht.


Fagaras (Fogarasch)
 

Nun folgte eine abenteuerliche Fahrt über Ticusu nach Cobor (Kiewern) - ein Dorf, welches ich diesmal unter allen Umständen erreichen wollte. Bereits zweimal hatte ich es erfolglos versucht: Im Winter 2002 war die Straße so verschneit, dass sie nicht mal mehr als solche zu erkennen war. Und im Sommer 2003 verirrten wir uns im Wald, um schließlich zu erfahren, dass Cobor nur von der anderen Seite der Bergkette angefahren werden kann. Ich wusste nicht mal, was mich in dem Ort erwarten würde (in meinen verschiedenen Karten waren eine Burg, bzw. eine Ruine, und in einer dritten Karte gar nichts eingezeichnet). Aber nach zwei gescheiterten Versuchen hatte ich diesmal ein festes Ziel vor Augen...

Die Straße, sofern sie noch als solche zu bezeichnen war, wurde immer unwegsamer und die Schlaglöcher immer tiefer. Wir wurden im wahrsten Sinne des Wortes durchgeschüttelt. Auch nicht Vertrauen erweckend war eine Brücke, deren zum Teil unbefestigte Holzdielen beim darüber Fahren laut klapperten und sich nach oben bogen. Doch nach rund 20 Kilometern Fahrt auf einem "Feldweg" tauchte hinter einer Kurve der Ort vor uns auf.

Laut Straßenkarte geht hinter der Ortschaft keine befahrbare Straße weiter, also keinerlei Durchgangsverkehr. Wer hier nicht hin will, kommt hier auch definitiv nie vorbei. Wir fuhren in den Ort und alles war totenstill; fast eine Geisterstadt. Links und rechts lagen ein Drittel der meist leer stehenden Häuser in Trümmern oder wiesen zumindest starke Spuren von Verfall auf. Kein Mensch war auf der Straße, wie man es sonst von rumänischen Dörfern gewohnt ist. Keine Tiere waren zu sehen. Man hatte das Gefühl, am Ende der Welt angekommen zu sein.
Wir bogen nach rechts ein und fuhren den Berg hinauf, und wieder zeigte sich, dass das Zeichen für Ruine auf einer meiner Straßenkarten auf einen Großteil des Dorfes zutraf. An der Straßenecke stand eine Frau, die uns anschaute, als hätte sie seit Jahren kein Auto mehr gesehen. Fremde zumindest werden sich tatsächlich kaum in diese Gegend verirren.

Oben am Hügel angekommen, wurde endlich meine Frage beantwortet, ob hier eine Burg existiert oder nicht. Denn selbst das Internet und alte Bücher konnten mir hierauf bislang keine klare Antwort geben; so wusste ich nur, dass es in Cobor einst eine Kirchenburg gab. Und sie stand noch immer - zumindest das, was von ihr übrig geblieben war. Ein alter Wehrturm stand trutzig auf dem Hügel, doch seine vielen Risse machten deutlich, dass auch er schon bessere Zeiten gesehen hatte. Das verschlossene Kirchenschiff war noch intakt und schien noch benutzt zu werden, doch vom Rest der einstigen Kirchenburg rechts des Wehrturmes hingegen standen bestenfalls noch Trümmer und Ruinen. Während Birgit den Friedhof erkundete, kämpfte ich mich durch das Dickicht, um auch rückseitige Fotos zu erhaschen. Wohl wissend, dass ich wahrscheinlich der Erste sein würde, der Fotos dieser Burg ins Internet stellt. Für einen Burgenfan wie mich im heutigen Medienzeitalter natürlich etwas Besonders.


Cobor (Kiewern)
 

Die Eingangsseite des Wehrturmes wirkte abweisend und irgendwie bedrohlich und auch die wacklige Holzleiter mit teils fehlenden Stufen machte keinen einladenden Eindruck. Ich zögerte, ob ich hinaufsteigen sollte. Anderseits würde ich vielleicht der Letzte sein, der das Wehrgeschoss des Turmes betreten und Fotos von dort machen würde. Natürlich besiegte mal wieder meine Neugierde die Vernunft und ich begann langsam, mich auf der steilen, morschen Holzleiter nach vorne zu tasten. Es dauerte eine Weile, bis ich das Ende des wackligen Holzgerüstes erreicht hatte und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die gesamte Konstruktion in sich zusammenbrechen würde. Kein beruhigendes Gefühl für den bevorstehenden Abstieg.

Sogar die Glocken hingen noch im oberen Turmgeschoss, dessen Holzboden nur noch vereinzelt begehbare Bretter aufwies. Das Geländer an der Außenseite des Wehrganges war so morsch, dass es einer riskanten Mutprobe glich, sich daran abzustützen. Zu meiner Verwunderung fanden sich auf dem Turm ein vergilbter, zerbrochener Spiegel und ein alter Kamm. Wer wohl hier (und warum gerade hier) einst seine Haarpflege durchführte?
Nachdem der Boden nun endgültig keinen tragenden Eindruck mehr machte, trat ich - ebenso vorsichtig wie beim Aufstieg - den Rückweg an. Auf der letzten Leiter brach jedoch eine der oberen Stufen unter mir durch und ich wurde mit einem Schlag eine Stufe tiefer geworfen. Mein Puls dürfte in diesem Moment Werte kurz vorm Herzinfarkt erreicht haben. Dennoch kam ich letztlich unbeschadet wieder unten an und war doch etwas stolz, alle Bilder im Kasten zu haben. Verrückt, aber glücklich ;-)


Cobor (Kiewern)
 

Auf dem neben gelegenen Friedhof waren fast nur ungarische Grabinschriften zu finden. Es schein, als hätten die meisten Siebenbürger Sachsen diesen Ort schon vor vielen Jahrzehnten verlassen. Ein paar Gänse kreuzten unseren Weg, als wir Cobor verließen. Nicht mal sie stimmten in das sonst übliche Geschnatter ein, wenn man ihnen zu nahe kommt. Ein seltsamer Ort...

Auf dem holprigen Rückweg zur Hauptstraße kamen wir am Gelände eines Köhlers vorbei, ein mittlerweile fast ausgestorbener Beruf (Köhler, auch Kohlenbrenner, verkohlen in Meilern Holz zu Holzkohle. Nähere Infos hierzu findet man hier).


 

Vorbei an der verschlossenen Kirchenburg in Ungra (Galt) mit ihren verbarrikadierten Fenstern und dem ehemaligen Schloss in Hoghiz machten wir noch einen Abstecher nach Racos, etwa 10 Km südöstlich von Rupea (Reps) gelegen. Die Straße dorthin war in jeder Hinsicht eine Katastrophe - selbst für rumänische Verhältnisse; sie war mit Abstand die schlimmste Straße, die ich je erlebt habe! Ich schwöre, manche der Schlaglöcher waren annähernd knietief - und es darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um eine offizielle Fahrstraße handelt! Zwischen der Hauptstraße, welche Sighisoara mit Brasov verbindet, und Racos fuhren ungewöhnlich viele LKWs - somit war zumindest geklärt, woher die unzähligen und extremen Löcher kamen.

Die Burg in Racos war leider verschlossen und als auch noch Regen einsetzte, gingen wir zurück zum Auto. Neben uns fuhr ein LKW in ein Gartentor - doch der Fahrer machte einen gelassenen Gesichtsausdruck, als sei dies hier  das Normalste der Welt. Er setzte zurück und fuhr weiter. Dem Zustand des Tores nach zu urteilen, war er tatsächlich nicht der Erste, der hier beim Wenden dagegen fuhr...


Hoghiz: Castelul Haller-Kalnoky & Cetatea Racos (Krebsenbach)
 

Ab Abend erreichten wir Viscri (Deutsch-Weißkirch) - "mein Viscri". Ich liebe diesen Ort und ich hatte unsere Tour extra so gelegt, dass wir Viscri an meinem Geburtstag erreichen würden. Sara, die Hüterin der Kirchenburg und mittlerweile eine Freundin von mir, freute sich sehr über unseren Besuch. Zwar schreiben wir uns ab und zu, aber nicht jeder Brief kommt an und sehen tut man sich aufgrund der Entfernung leider viel zu selten.


 

Wir schmusten mit Saras acht Katzen, neben denen sie auch noch Hühner und Schweine hat, sowie drei einstige Straßenhunde, die sie versorgt. Sara machte uns währenddessen Tee, Spiegeleier und Salat. Wir überreichten ihr mitgebrachte Geschenke und einen Beutel mit Süßigkeiten für die Kinder im Dorf und unterhielten uns anschließend noch lange, bevor wir unser Quartier in der Kirchenburg bezogen. Das Gästehäuschen war inzwischen sogar mit Heizung, Toilette und Dusche ausgestattet, die ihr Wasser aus einem Regenwassertank bezog. Mehr, als ich von vor drei Jahren gewohnt war und somit natürlich ein unerwarteter, aber erfreulicher Luxus. Vor der Kirchenburg zelteten ein paar junge Ungarn, mit dem Wetter hatten sie jedoch wenig Glück, denn es regnete fast die ganze Nacht...


Viscri (Deutsch-Weißkirch)


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