Rumaenienburgen

 

 
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Burgen, Schlösser, Wehrkirchen und Ruinen
- Reisetagebuch meiner vierten Rumänienreise, August 2006 -


3. Tag, 09.08.2006
 

Den dritten Tag begannen wir mit der Besichtigung des Castelul Corvinestilor, dem einstigen Schloss von Johann Hunyadi und seinem Sohn, dem späteren ungarischen König, Matei (Matthias) Corvinus in Hunedoara (Eisenmarkt). Ich hatte das beeindruckende Schloss bereits vor drei Jahren besucht und schon damals unzählige Fotos geschossen. Diesmal fuhr und ging ich erst mal um den gewaltigen Komplex herum, welcher zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert erbaut und immer wieder erweitert wurde. So vereint es heute eine Vielzahl baugeschichtlicher Epochen.


Hunedoara (Eisenmarkt): Castelul Corvinestilor
 

Um die mächtige Burg ranken sich mehrere wie Legenden anmutende Geschichten, welche jedoch tatsächlich belegt sein sollen.

Im 15. Jahrhundert wurde eine junge Frau nackt an einer Säule des Rittersaales festgebunden und ein Nagel wurde durch ihren Kopf getrieben, weil ihre unstandesgemäße Liebesaffäre mit einem Bediensteten entdeckt worden war. Ihre weiß gekleidete, blutgetränkte Erscheinung geht angeblich im Hauptturm um und wurde erst vor kurzem, im Jahre 1990, wieder gesehen. Bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 1873 wurde tatsächlich ein weibliches Skelett unter den Turmstufen gefunden, dessen Schädel von einem rostigen Nagel gespalten war.

Im hinteren Innenhof der Burg befindet sich ein Brunnen. Er war von drei unglückseligen türkischen Männern ausgehoben worden, die von Hunyadis Heer gefangen genommen worden waren. Ihnen war die Freiheit versprochen worden unter der Bedingung, dass sie Wasser fänden. Nachdem sie neun Jahre lang mit bloßen Händen bis auf eine Tiefe von sechzig Fuß gegraben hatten, wurden sie schließlich fündig, doch Hunyadi war inzwischen gestorben. Sein Nachfolger hielt sich nicht an das Abkommen und die unglücklichen Männer wurden von den Mauern der Burg in den Wassergraben gestürzt, wo sie ertranken. Ihre in den Felsen nahe des Grundes des Brunnen geritzten Namen sind heute noch zu sehen, zusammen mit einer Inschrift, welche übersetzt bedeutet: "Wasser habt ihr, aber kein Herz."


 

Noch bevor wir das Schloss betraten, hielten wir an einem kleinen Friedhof, in dessen Mitte die einstige Wehrkirche "Zum heiligen Nikolaus" steht, welche zwischen 1634 und 1654 erbaut wurde. Zufällig befand sich ein Mann mit dem Schlüssel zur Kirche auf dem Friedhof, der offensichtlich gerade gehen wollte. Als er uns sah, schloss er uns jedoch freundlich auf, wodurch wir auch einen Blick in das Innere werfen konnten. Man fragte sich unweigerlich, wann die innen dämmrige Kirche zum letzten Mal gelüftet wurde; es roch extrem modrig und muffig, die Luft war faulig-feucht und stickig. Stoffe hingen schwer und von Moder getränkt zu Boden und die Risse in den bröckelnden, aber schmuckvollen Gemälden waren notdürftig mit Isolierband abgeklebt (was eine eventuelle Restauration nach deren Entfernung sicherlich umso schwieriger machen würde). Wir bedankten uns mit einer Spende und traten wieder hinaus ins blendende Tageslicht.


Hunedoara (Eisenmarkt): Kirche zum heiligen Nikolaus
 

In Hunedoara war die Anzahl der Straßenhunde scheinbar noch größer, als in anderen Städten. Bereits in den letzten Tagen wurde mir wieder schmerzhaft bewusst, wie viele unzählige Straßenhunde es in Rumänien gibt. Quasi überall; vor allem auf dem Land und in den Dörfern, aber auch in den Städten, dort meist in den Randbezirken. Ein weiteres Problem des Landes, bei dem dringender und umfangreicher Handlungsbedarf besteht.

Wir verließen Hunedoara und folgten der E68 Richtung Osten. Bei Sebes verließen wir die Hauptstraße und fuhren weiter südlich nach Petresti (Petersdorf). Die Ruine der einstigen Kirchenburg, welche auf dem heutigen Friedhofsgelände steht, war schon von weitem zu sehen. Zu ihr zu gelangen war jedoch etwas schwieriger. Die Hauptstraße durch den Ort war wegen Bauarbeiten gesperrt und man wurde über eine sehr schlechte Seitenstraße umgeleitet. Als wir von dieser abzweigten, um vermeintlich zur Burgruine zu gelangen, tat es plötzlich einen Schlag und das Auto setze auf. Ich legte den Rückwärtsgang ein, gab Gas und holperte mit einem Ruck nach hinten. Erst jetzt war zu sehen, was eigentlich passiert war: Mitten in der Straße klaffte ein offenes Gully-Loch, dessen Deckel daneben lag. Ein Glück, dass ich da überhaupt so problemlos wieder raus kam. Allerdings hatte die Zierleiste unterhalb der Stoßstange das Aufsetzen nicht so gut verkraftet und hing fortan recht schief fast auf der Straße...


Cetatea Petresti (Petersdorf)
 

Nachdem wir doch noch den richtigen Weg zur Ruine gefunden und den dicht bewachsenen Turm samt Umfassungsmauern fotografiert hatten, fuhren wir einen Ort weiter, nach Sasciori (Schewis). Auch auf dessen Burgruine bin ich ursprünglich lediglich über die Einzeichnung in meiner Karte aufmerksam geworden. Sie zu finden erwies sich jedoch erneut als schwierig. Kommt man in den Ort, fährt man auf den Burgberg zu und rechts vor ihm führt ein Fahrweg (-51- Richtung Loman) nach oben, welcher scheinbar zur Ruine führt. Auch wir ließen uns davon täuschen, bis wir schließlich auf dem Nachbarberg landeten und die Ruine weit links unter uns erblickten. Auf dem Rückweg in den Ort nahmen wir noch einen Mann mit, der es uns freundlich dankte. In Sasciori fragte ich eine Bauersfrau nach dem Weg zur Burg. Sie rief ein junges Mädchen herbei, welches uns zur Ruine führte. Von selbst hätten wir den Weg* sicherlich auch beim zweiten Anlauf nicht gefunden und so war es für uns selbstverständlich, dass wir uns bei ihr nicht nur mit Worten bedankten, worüber sie sich sichtlich freute.
*
Den Ort halb durchfahren, rechts abbiegen. Der Straße (erst links, dann rechts) folgen, bis man unterhalb des Burgberges steht. Links über eine kleine Steinbrücke, direkt dahinter rechts. Den steilen, steinigen Weg nach oben, anschließend dem Trampelpfad links folgen. Oben auf dem breiteren Weg geradeaus, an Pflaumenbäumen (rechts) vorbei. Dem Weg (Rechtsknick) bis auf den Burgberg folgen.

Es war erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit das Mädchen den steilen Berg hinauf lief. Oben angekommen waren Birgit und ich doch deutlich außer Puste. Doch anstatt durchzuatmen, schlugen wir uns sogleich durch das Gebüsch, um die Ruine gebührend zu erkunden. Neben Resten der Umfassungsmauern sind noch die Ruinen des Tores sowie des Torhauses zu sehen. Auf dem Gelände befinden sich ein rostiger Funkturm sowie ein ebenso rostiger Bauwagen, welche bereits seit Jahrzehnten hier zu verwittern scheinen. Den Versuch, den Funkturm für ein Foto von oben ein paar Stufen weit zu erklimmen, gab ich schnell wieder auf, da dessen rostige Leiter nur noch sporadisch befestigt war.


Cetatea Sasciori (Schewis)
 

Wieder am Auto angekommen war ich froh, wenigsten mal eine abgelegene Ruine gefunden zu haben ;-) Neben dem Auto spielten Kinder, denen ich mit ein paar Süßigkeiten eine Freude machen konnte.

Zurück über Sebes mit einem Fotostopp an der dortigen Stadtmauer fuhren wir weiter Richtung Calnic. Auf dem Weg dort hin entgingen wir nur knapp einem Unfall. Vor uns parkte ein LKW auf der zweispurigen Schnellstraße; ich fuhr entsprechend langsamer, blinkte und wollte links zum Überholen ausscheren. Im selben Moment scherte mein Hintermann aus und raste mit Bleifuß an mir vorbei. Hätte ich mein Steuer nicht nach rechts herumgerissen und eine Vollbremsung hingelegt, wäre entweder er mir reingefahren oder ich in den stehenden LKW geknallt. Mein Puls überschlug sich in dem Moment förmlich... Überhaupt musste ich auf der diesjährigen Tour feststellen, dass das Fahrverhalten in Rumänien von Jahr zu Jahr schlimmer zu werden scheint. Bei manchen Überholmanövern bleibt mir bereits vom Zusehen das Herz halb stehen. Dies kombiniert mit den teilweise verheerenden Straßenzuständen müsste in Sachen Unfallstatistik eigentlich jede Skala sprengen.

Doch wir erreichten Calnic (Kelling) unversehrt und parkten von der Ruine der mächtigen Bauernburg. Nachdem wir den Eintrittspreis entrichtet hatten, stiegen wir über eine steile Leiter auf den hohen Torturm, besichtigten die Kapelle, den Weinkeller und das Museum im ehemaligen Wohnturm. Dort führte noch eine kleine Treppe rechts ab, welche jedoch abgesperrt war. Natürlich war meine Neugierde mal wieder groß und ich wollte zumindest einen Blick um die Ecke werfen. Die Treppe endete dort an einer Mauer, ich hatte für diesen Blick die Treppe jedoch von sämtlichen Spinnweben befreit, die nun in einem dicken Knäuel an meinen Schuhen und Beinen hingen *schauder*


Calnic (Kelling)
 

Nach dem Fotografieren eines großzügig beladenen Heuwagens ging es über holprige Sträßchen nach Garbova (Urwegen). Zuerst machten wir einen Fotostopp an der verschlossenen Kirchenburg und stiegen anschließend zur Kirchenruine am Friedhof hoch. Zu unserer Enttäuschung war das Friedhofstor verschlossen, so dass wir die Ruine lediglich durch das Gitter sowie deren Turm über die Mauer fotografieren konnten.

Verwundert hat uns der in drei Bereiche aufgeteilte Friedhof. Der größere Teil des Friedhofs befand sich innerhalb der hohen Mauern. Ein weiterer Bereich war umzäunt und ebenfalls verschlossen außerhalb der Friedhofsmauern angebracht. Der dritte Friedhofsteil jedoch befand sich auf der rechten Seite gänzlich außerhalb eines jeden Zaunes, umgeben von verwildertem Gebiet. Über die Gräber selbst war nicht ersichtlich, warum manche der Toten scheinbar lieblos "wie Aussätzige" außerhalb der Friedhofsmauern bestattet wurden. Ob es in religiösen Ursachen begründet liegt? Dass es nur in Platzmangel begründet wäre, würde zumindest nicht erklären, warum diese Gräber im Gegensatz zu allen anderen nicht mal umzäunt sind und deren Umfeld so ungepflegt ist.


Garbova (Urwegen; Kirchenburg & Kirchenruine)
 

Vorbei an der Kirchenburg in Miercurea Sibiului (Reußmarkt) machten wir einen weiteren Fotostopp in Cristian (Großau). Die Rückseite der Kirchenburg bietet aus fotografischer Sicht ein perfektes Postkartenmotiv. Auf dem Dach eines Seitenturmes hingen wie Fliegen Männer an Seilen, welche das Dach reparierten und vor der Kirchenburg saßen Störche in ihren Nestern. Alles in allem eine schon fast unwirklich anmutende Kulisse. Überhaupt sieht man in Transsilvanien (Siebenbürgen) nahezu in jedem zweiten Dorf mindestens ein Storchennest - und nur selten ist es unbesetzt.


Cristian (Grossau)
 

Auf der Straße nach Sibiu (Hermannstadt) tat sich vor uns ein Regenborgen auf. In Sibiu selbst erwarteten uns in erster Linie Baustellen, viel Verkehr, unzählige LKWs und eine Irrfahrt auf Umleitungsstraßen. Ein reiner Zufall, dass wir dort auf Anhieb auf der Straße nach Cisnadioara (Michelsberg) landeten, wo wir die Ruine der einstigen Wehrkirche besichtigen wollten.

Nachdem wir unser Auto abgestellt und gerade den Berg hinauf steigen wollten, fragte uns eine Frau auf Deutsch, ob wir die Kirche besichtigten wollten. Nachdem wir dies bejahten, teilte sie uns freundlich mit, dass die Besichtigung kostenpflichtig sei. Nachdem wir bezahlt hatten, gab sie uns den Schlüssel für das Tor. Oben angekommen merkte ich doch deutlich die Anstrengung der letzten Tage in meinen Beinen. Nichts desto trotz kämpfte ich mich nach der Innenbesichtigung auch noch durch das Gestrüpp auf die Rückseite der Wehrmauer, um die Ruinen der ehemaligen Toranlage auch von außen zu fotografieren (heutzutage gelangt man über ein ursprüngliches kleines Seitentor in die Ruine).


Cisnadioara (Michelsberg)
 

Wieder in Sibiu angekommen, begann die Irrfahrt auf der Suche nach unserem Hotel erneut; daran änderte auch die Straßenkarte nichts. Ich hatte extra eine Nacht im Hotel Imperatul Romanilor (Römischer Kaiser) gebucht. Dies nicht aus dem Grund, dass dort der Sohn der Kaiserin Maria Theresia zu Gast gewesen sein soll - sondern schlichtweg, weil dort Teile aus Band 16 vom kleinen Vampir spielen ;-)  Doch das Hotel selbst befindet sich in der Fußgängerzone und ein Großteil der dort hin führenden Straßen waren wegen Baustellen gesperrt oder es handelte sich um Einbahnstraßen. Mehr durch Zufall fanden wir schließlich endlich den Hotelparkplatz, der dann jedoch auch noch 5 Euro Parkgebühr kostete.

Das Hotel selbst jedoch war klasse. Überall schwere Teppiche und goldene Verzierungen, rote Stoffe, filigrane Ornamente... Auch im Zimmer waren die Möbel stilvoll auf das Ambiente abgestimmt; es hatte zwei Vorzimmer, neben dem Bad noch eine zweite Toilette und einen wunderschönen Blick aus dem Fenster auf die beleuchtete Fußgängerzone und verzierte Häusergiebel. Kaum zu glauben, dass dieses Zimmer ebenso viel kostete, wie die Zimmer in den anderen Hotels. Auch beim reichhaltigen Frühstück gab es nichts zu meckern, die Auswahl war sehr groß und sogar frisch gepresster Orangensaft wurde serviert. Kein Vergleich mehr zu dem, was die Autorin Angela Sommer-Bodenburg dort 1991 erlebte. Hier hätten wir es gut und gerne noch länger ausgehalten...


Sibiu (Hermannstadt): Hotel Imperatul Romanilor


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