Rumaenienburgen

 

 
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Von Schlössern, Schluchten und schlechten Straßen - 2600 Km quer durch Rumänien
~ Tagebuch meiner 5. Rumänienreise; August 2007 ~


5. Tag
 

Am Morgen schaute der Mann von Attilas Schwester am Auto nach unserem Licht, wackelte kurz am Stecker und es funktionierte wieder. Wir verließen daraufhin Cluj, kauften an einer Tankstelle etwas zu essen und fuhren nach Stremt (Nussschloss), wo einst eine kleine Burg stand. Obwohl auf dem Gelände laut Internet-Fotos noch ein Gebäude steht und die Ruine auch auf meiner Karte eingezeichnet ist, wurde ich, wie bereits 2003, nicht fündig und auch jene Anwohner im Ort, die ich fragte, konnten mir nicht weiterhelfen. Ich fand das recht eigenartig und suchte deshalb noch eine Weile herum, jedoch ohne Erfolg. So gaben wir schließlich auf und fuhren weiter.

Eigentlich war als nächster Punkt die abgelegene Burgruine von Tauti eingeplant. Schon im letzten Jahr scheiterte ich aufgrund des matschigen und weiten Weges; da es in der Nacht wieder geregnet hatte und der Aufstieg in diesem Jahr genauso schwierig gewesen wäre, ließ ich Tauti kurzerhand aus. Irgendwann wird es bei einer meiner nächsten Rumänientouren ja hoffentlich trocken sein, so dass ich dort auch hochkomme.

Nach einer knappen Stunde mit Stau und mehreren Autos, die mitten auf der Fahrbahn standen, erreichten wir Vurpar (Burgberg), wo wir einen Stopp an der dortigen Kirchenruine einlegten. Vor der Kirche stand ein Schild mit historischen Daten, einen Weg zu ihr gab es jedoch nicht. Auf der einen Seite war die Kirche von einem Maisfeld und dahinter von Brennnesseln umgeben. Während Alex am Auto wartete, stapfte ich durch das matschige Maisfeld und machte ein paar Bilder. Im Anschluss hielten wir noch für einen kurzen Fotostopp an der Schlossruine Martinuzzi in Vintu de Jos (Unterwinz).


Kirchenruine Vurpar (Burgberg) & Castelul Martinuzzi in Vintu de Jos (Unterwinz)

In Orastie bogen wir links Richtung Berge ab und fuhren nach Sibisel (Schebeschel), wo auf einem Hügel die Reste einer kleinen Burg stehen. Als ich mich 2006 am regennassen Aufstieg versuchte, scheiterte ich kläglich und stand zum Schluss vor Dornenbüschen. Aus diesem Grund hatte ich Sibisel dieses Jahr erneut aufs Programm gesetzt.
Im Ort fragte ich einen Mann nach dem richtigen Weg, zu diesem Zeitpunkt noch in dem Gedanken, letztes Jahr einen falschen Weg gegangen zu sein. Er bot mir an, uns zur Ruine zu führen, was ich natürlich dankend annahm. Zu meinem Erstaunen ging er exakt zu jenem Pfad, der sich bereits damals als nahezu unmöglich entpuppte. Er war einfach nur noch steil und vom Regen erneut derart rutschig, dass es trotz Stock (ohne den ich erst gar nicht dort hoch gekommen wäre) fast nicht zu schaffen war. Stellenweise mussten wir sogar auf allen vieren kraxeln. Am Boden lagen ungewöhnlich intensiv silberfarben glitzernde Steine, von denen ich mir einen in die Tasche steckte. Unterwegs fragte mich der Mann erst nach Frau und Kindern und nach meiner Verneinung erkundigte er sich mit einem verschmitzten Lächeln, ob Alex und ich ein Paar seien. War irgendwie witzig, nicht alle gehen in Rumänien so locker damit um.

Auf halben Weg bot sich mir ein bekanntes Bild: Dornenbüsche, verwucherte Brombeerhecken und ein weiterhin steiler Hang. Ich dachte mir "Das schaffen wir nie", während sich der Mann unbeirrt einen Weg durch die Hecken schlug. Alex gab indes auf und ging zurück zum Auto. Dass ich mich an diesem Tag für kurze Hosen entschieden hatte, stellte sich nun als schmerzhafter Fehler heraus. Innerhalb kürzester Zeit waren meine kompletten Beine aufgerissen und blutig. Doch diesmal wollte ich die Ruine unbedingt erreichen, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als die Zähne zusammen zu beißen und meine Beine weiter zu schinden.

Nach einer knappen Stunde, in der wir aufgrund undurchdringlicher Hecken immer wieder die Richtung ändern mussten, wurde auch wieder der völligst verwachsene Pfad mehr oder weniger sichtbar, über den wir kurze Zeit später oben ankamen. Endlich geschafft! Von der einstigen Burg aus dem 13. Jahrhundert stand nicht mehr viel, hauptsächlich ein noch etwas größeres Mauerstück mit Resten eines Torbogens. Kleinere Mauerteile waren bereits nahezu gänzlich zugewuchert und es war offensichtlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die Ruinenreste komplett unter Pflanzen und Gestrüpp verschwunden sein würde. Touristen werden sich jedenfalls mehr als selten hierher verirren.


Cetatea Sibisel (Schebeschel)

Auf der Rückseite der Ruine waren noch Teile des alten Zugangsweges zu erkennen, so dass wir versuchten, nun auf diesem zurück ins Dorf zu kommen. Auf den ersten Metern war das auch wunderbar, aber nach halber Strecke war auch auf dieser Seite des Berges nichts mehr von einem Weg erkennbar. Stellenweise war er abgegangen, in anderen Teilen ebenfalls verwachsen. Ich rutschte aus und segelte mit einem Adrenalinschub den Abhang hinunter, um ein paar Meter weiter unten gegen einen Baum zu knallen. Unweigerlich kam wieder die Frage in mir auf, warum ich mir so was eigentlich ständig antue und ausgerechnet Burgruinen als Hobby auserkoren habe. Für mich waren Auf- und Abstieg bereits Schwerstarbeit; ich will gar nicht wissen, wie anstrengend es für den älteren Mann gewesen sein muss. Verdreckt, verschrammt und ausgepowert kam ich jedoch irgendwann wieder im Dorf an, wo ich von einer auf mich zulaufenden Schweineherde in Empfang genommen wurde.


Rechts mein Burgführer in Sibisel (Schebeschel)

Wieder am Auto angekommen, wo Alex seit kurzer Zeit wartete, gab ich dem Mann erst mal etwas zu trinken und als Dank etwas mehr Geld, als ich üblicherweise für die Führung zu einer Burg gebe. Das hatte er sich bei diesen Wegen redlich verdient. Er freute sich sehr darüber und bedankte sich herzlich. Zurück im Dorf gab er mir noch seine Adresse und ich versprach, ihm die Fotos zu schicken, welche ich gemacht hatte. Dann holte er noch einen anderen Mann ans Auto, der überraschend Deutsch sprach und mit dem wir uns noch kurz unterhielten.


Meine geschundenen Beine nach dem Aufstieg zur Ruine von Sibisel (Schebeschel)

Von Sibisel fuhren wir noch tiefer in die Berge, wo sich viele verschiedene dakische Festungen und Heiligtümer aus der Zeit von 100 vor bis 100 nach Christus befinden. Das Zentrum dieser Festungskette, Sarmizegetusa (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ort bei Hateg), lag südöstlich von Gradistea de Munte. Allerdings ist die Straße dort hin, erst recht bei nasser Witterung, kaum befahrbar, so dass wir nur bis zum Ende der geteerten Straße in Costesti fuhren. Oberhalb des Ortes erheben sich auf verschiedenen Bergen gleich zwei dakische Festungsruinen, Blidaru und Cetatea Costesti. Wir entschieden uns für letztere, da diese mit dem Auto angefahren werden kann und die Blidaru-Ruinen mit 50 Minuten Fußweg ausgeschildert waren. Vom Laufen hatte ich nach Sibisel für heute genug. Nur das letzte kurze Stück gingen wir zu Fuß, da es für eine Auffahrt zu steil und unwegsam gewesen wäre. Oben angekommen erwartete uns ein großflächige Ruine, welche sich über die gesamte Bergkuppe erstreckte. Mehrere Fundamente von Wehrmauern, Wasserleitungen und Turmbastionen waren noch gut erkennbar, im Wald versteckten sich zwei Sanctuaries (Heiligtümer), ehemalige Säulenbauten und Tempel, und vom höchsten Punkt hatte man einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Hügel des Orastie-Gebirges (Munţii Orăştiei, so der alte Name, heute Munţii Sureanu).


Costesti: Die Fundamente der Turmbastionen


Rechts: Säulenreste des tiefer gelegenen Heiligtums

Wir hatten unsere Besichtigung gerade beendet, als erneut Regen einsetzte. So gingen wir schnell zurück zum Auto, etwas weiter unten kaufte ich mir an einem Stand noch zwei Hefte über die dakischen Festungen. Zurück über Orastie (Broos) fuhren wir dem Sonnenuntergang entgegen nach Deva (Diemrich), wo ich ein Hotelzimmer für uns gebucht hatte. Meine Reservierung lag dort jedoch nicht vor, obwohl ich das Zimmer bereits in Deutschland bezahlt hatte. So übergab ich dem Mann an der Rezeption meine Buchungsbestätigung, woraufhin wir auch unser Zimmer erhielten.

Die Bäder wurden seit letztem Jahr glücklicherweise restauriert und auch der Rest des Zimmers machte einen ordentlichen und gepflegten Eindruck. Nur war es darin viel zu warm, so dass wir nach dem Duschen erst mal lüfteten, während ich meine Beine mit Wundsalbe einrieb. Vom Balkon aus machte ich per Stativ noch ein paar Fotos, um kurz darauf erschöpft, aber zufrieden ins Bett zu fallen.


Das Sprichwort "Bei Nacht sind alle Katzen grau" kehrte sich beim Blick aus unserem Hotelzimmer in Deva (Diemrich) ins Gegenteil...

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