Rumaenienburgen

 

 
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Von Schlössern, Schluchten und schlechten Straßen - 2600 Km quer durch Rumänien
~ Tagebuch meiner 5. Rumänienreise; August 2007 ~


6. Tag
 

Eigentlich war für heute die Besichtigung von Burgruinen in Richtung Arad eingeplant. Aufgrund der langen Fahrten der letzten Tage cancelten wir dieses Vorhaben jedoch und ich werde die ursprünglich geplante Tour auf zwei Tage aufgeteilt für eine meiner nächsten Rumänienreisen wieder ins Auge fassen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück gaben wir einen Teil unserer Kleidung in die Hotelwäscherei und fuhren anschließend nach Vetel (Vetzel), wo ich eigentlich die Ruinen eines römischen Castrums besichtigen wollte. Es war sogar ausgeschildert, aber alles was wir fanden, war ein lärmendes Kraftwerk und ein altes Paar Schuhe... Kurz hinter der Ausschilderung mussten wir ungesicherte Bahngleise überqueren, immerhin die Hauptverkehrsstrecke Deva - Arad, und von daher nicht ganz ungefährlich. Dem Kreuz nach zu urteilen, kam hier auch bereits jemand ums Leben. Wenige Meter weiter teilte sich der Weg - der eine führte am Kraftwerk vorbei hinunter zum Fluss und der andere endete etwas später im Wald. Von dem Castrum jedoch keine Spur.


Ein römisches Castrum habe ich mir immer anders vorgestellt... ;-)

Um nicht zu viel Zeit zu vergeuden, suchten wir nicht lange weiter und fuhren schließlich zurück über Deva (wo ich noch mein Stativ aus dem Hotel holte, welches ich vergessen hatte) ins Retezat-Gebirge. Auf dem Weg dort hin passierten wir Calan, wo sich links und rechts der Straße ein großer, verlassener Industriekomplex aus Kraftwerken und Fabrikruinen aneinander reihte. Für Explorer zweifelsohne interessant, aber da die Erkundung des Areals wohl einen halben Tag in Anspruch genommen hätte, machte ich nur schnell ein paar Aufnahmen von der Straße aus. Überhaupt achtete ich in diesem Jahr erstmals auf "Lost Places" in Form von leer stehenden Häusern, verlassenen Kasernen oder Fabrikruinen und hätte sicherlich zigfach mehr davon fotografieren können, als ich es eh schon tat, wenn ich an jedem Gebäude angehalten hätte. Die von mir abgelichteten Locations werde ich in den nächsten Wochen mit in meine Website www.Ruinenland.de aufnehmen; wobei für Interessierte solcher Objekte gesagt sei, dass entsprechende Orte in Rumänien teilweise bewacht oder vereinzelt von Straßenhunden "bewohnt" werden.


Fabrikruinen in Calan

Nach Vorbeifahrt an einer eingestürzten Brücke bei Hateg und entsprechender Umleitung hielten wir etwa eine halbe Stunde später im Ort General Berthelot an einem ehemaligen Schlossgut, welches ebenfalls verlassen und frei zugänglich war. Die Decken der Stallungen waren in Teilen bereits eingestürzt, im Herrenhaus selbst waren jedoch u.a. noch verzierte Bodenfliesen sowie Reste der einst schmuckvollen Tapete zu sehen.


Castelul General Berthelot

Über unbefestigte Nebenstraßen ging es weiter nach Rachitova zur dortigen Burgruine aus dem 14. Jahrhundert. Da von der Burg jedoch nur noch eine halbe Turmruine stand, begnügten wir uns mit Fotos aus dem Tal.


Cetatea Musinesti, Rachitova

In Densus machten wir schließlich Halt bei einer teilruinösen Kirche aus dem 13. Jahrhundert, welche ich in einem der Hefte entdeckte, welche ich tags zuvor bei der dakischen Festung von Costesti gekauft hatte. Sie gilt als älteste erhaltene Kirche im südöstlichen Donauraum. Über dem Eingang waren noch alte Fresken zu sehen und auf dem umliegenden Friedhof lag ein schwarzer Hund friedlich auf den Gräbern. Unterhalb der Kirche entsorgten wir erst mal unseren Abfall der letzten Tage, der in Form von unzähligen leeren Flaschen mittlerweile unsere Rückbank im Auto belagerte. Im Dorf selbst kamen wir noch an einem weiteren ruinösen Schlösschen vorbei, welches aber umzäunt und nicht mehr zugänglich war.


Biserica Densus


Castelul Densus

Von Densus ging es weiter nach Sarmizegetusa (Burgort), zu den großflächigen Ruinen der einstigen dakischen Hauptstadt "Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa Roman". Ihr Gründungszeitraum ist nicht genau bekannt, wird jedoch auf die Zeit zwischen 110 - 106 vor Chr. geschätzt. Im unteren Bereich standen die Fundamente des ehemaligen Amphitheaters, dessen Ausmaße so gewaltig waren, dass ich es nicht mal mit meinem 11 mm-Ultraweitwinkelobjektiv ganz aufs Bild bekam. Vorbei an weiteren Ruinen gelangte man nach 300 Metern zum "Forul Roman", einer Sammlungsstätte aus allerlei Fundstücken. Zwischen weitläufigen Ruinen und freigelegten Gewölben mit eingestürzten Decken fanden sich dort unzählige Schmucksteine, beschriftete Steintafeln und Säulen. Hier meldete sich meine Kamera, denn meine erste 4 GB-Speicherkarte war inzwischen voll. Nachdem ich eine neue Karte eingelegt hatte, machten wir am Ortsausgang von Sarmizegetusa noch einen Fotostopp bei einem aufgegebenen Hotel.


Sarmizegetusa (Burgort): links das Amphitheater, rechts und unten das Forul Roman

Auf der Weiterfahrt ging es quer durch die Pampa auf erneut unbefestigten Straßen, in deren Schlaglöchern sich das Regenwasser gesammelt hatte.

Vorbei an einem Stausee kamen wir irgendwann in Rau de Mori (Mühldorf) an. Den Ort mit Schloss- und Burgruine hatte ich bereits 2003 besucht, dieses Mal wollte ich unter anderem Infrarotfotos von der Burg "Cetatea de Colt" machen (bei Infrarotfotos wird das für das menschliche Auge sichtbare Licht komplett gesperrt. Der Himmel wird etwas abgedunkelt und von der Sonne angestrahltes Blattlaub wird weiß abgebildet, wodurch auf Fotos ein düsterer und surrealer Effekt erzielt werden kann). Zuvor hielten wir jedoch an der Ruine des Schlosses der Familie Cândea (erbaut im 15 - 17. Jh., verfallen im 19. Jh.), welches vor vier Jahren noch derart zugewuchert war, dass es größtenteils nicht mehr zugänglich war. Zwischenzeitlich hatte man die Mauern irgendwann mal von Bewuchs befreit, so dass man nun auch die Ruine der Schlosskapelle sah, die damals noch gänzlich verwachsen war. Ein Teil der Gewölbe war inzwischen jedoch eingestürzt und an mancher Stelle machte der Boden auch einen nicht mehr sonderlich tragenden Eindruck, so dass ich mich nur vorsichtig nach vorne tastete.


Castelul Cândea, Rau de Mori (Mühldorf)

Kurze Zeit später hatten wir das unmittelbare Nachbardorf Suseni erreicht, über welchem sich die dunklen Mauern der Cetatea de Colt erhoben. Mir reichten auch Aufnahmen von unten, da ich die Ruine bereits 2003 besichtigt hatte; und da Alex wenig Lust für den steilen Aufstieg verspürte und zudem sein Kamera-Akku leer war, ging ich nur noch zur gegenüberliegenden Kirche hinauf und machte auch von dort aus ein paar Aufnahmen auf den Burgberg.


Cetatea de Colt, Rau de Mori-Suseni

Der anschließende Weg von Rau de Mori nach Santamaria-Orlea (Liebfrauen) zog sich schier endlos in die Länge, obwohl beide Orte lediglich 20 Km von einander entfernt liegen. Die ehemalige Burg von Santamaria-Orlea wurde seit meinem letzten Besuch restauriert; mittlerweile sah sie mit ihrem rosa- und cyanfarbenem Anstrich wie ein Plastik-Kaugummi-Schloss aus... Vor dem heutigen Schlosshotel lief eine junge Hündin mit ihren Welpen umher. Dem Körperbau nach zu urteilen teilten wenigstens sie jedoch nicht das Schicksal der vielen Straßenhunde Rumäniens und sie schien gut versorgt.


Santamaria-Orlea (Liebfrauen)

Die für genügend Restzeit eingeplante Wachturmruine bei Crivadia besuchten wir nicht mehr, hierfür wäre es schlichtweg zu spät geworden. Stattdessen bogen wir von der Hauptstraße ab und fuhren nach Malaiesti, am Rande des Retezat-Gebirges. Dort folgten wir der Ausschilderung zur Burgruine, durchquerten den Ort und blieben auf dem breiteren, geradeaus führenden Weg. Nach einigen Kilometern war er schlichtweg nicht mehr befahrbar und wir standen irgendwo mitten in den Bergen. Hier konnten wir nie und nimmer richtig sein! Auf einem Hügel pflückten einige Leute Brombeeren; so stieg ich hinauf und fragte sie nach dem richtigen Weg. Eine Frau erklärte mir daraufhin in perfektem Englisch, dass wir etwa 4 Km zu weit gefahren seien, zurück ins Dorf müssten und uns dort nochmals nach dem Weg erkundigen sollten. Gesagt, getan, und so holperten wir die felsige Buckelpiste wieder hinunter nach Malaiesti. Dort angekommen fragte ich eine Gruppe von am Straßenrand sitzender Frauen, wie wir zur Burgruine gelangen würden. Wenn ich die Antwort in meinem drei-Brocken-rumänisch halbwegs richtig verstanden habe, sagte man mir, dass der Weg schwierig zu erklären sei und so führte uns eine ältere Frau schließlich zum Burgberg. Es war nicht weit, aber für Ortsunkundige tatsächlich relativ kompliziert. Auf verzweigten Pfaden ging es erst rechts, dann links, ins Tal, über einen Bach und dahinter wieder den Berg hinauf. Aufgrund hoher Bäume im Ort und im Tal war die Ruine erst zu sehen, wenn man bereits nahezu davor stand.


Cetatea Saracinesti, Malaiesti


Links unsere Führerin zur Burgruine von Malaiesti

Nach einem Stopp bei der direkt an der Straße gelegenen Burgruine von Salasu de Sus (Oberbacherdorf) setzte kurzzeitig wieder Regen ein und wir machten uns auf den Rückweg. In Hunedoara (Eisenmarkt) hielt ich vor einem "Zigeuner-Palast", da Alex gerne ein Foto davon haben wollte (diese Bauwerke dienen oftmals nur der Show und stehen in den oberen Stockwerken meist leer, während die Familien teilweise zusammengepfercht im Erdgeschoss oder im Keller hausen). Da seine Kamera aufgrund des leeren Akkus ihren Dienst verweigerte, stieg ich aus, um ein Bild zu machen. Es dauerte keine drei Sekunden, bis irgendwelche Zigeuner auf mich zuliefen und mich übel beschimpften, während ein älterer Mann sie dazu noch lautstark ermutigte. Ich drückte schnell auf den Auslöser, ohne die Einstellungen zu kontrollieren, stieg wieder ins Auto und fuhr schnell weiter. Ich werde es wohl nie wirklich verstehen, warum man einerseits solche habfertigen Protzbauten in die Gegend stellt, sich andererseits aber aggressiv auslässt, wenn es jemand fotografiert.


Cetatea Salasu de Sus (Oberbacherdorf)


Zigeunerpalast in Hunedoara (Eisenmarkt)

 Im Anschluss fuhr ich nochmals zum Corvinestilor-Schloss. Ich kannte es bereits und es hatte auch schon geschlossen, aber Alex sollte dieses imposante Bauwerk wenigstens mal gesehen haben. Die untergehende Sonne warf ihr abendliches Licht auf die mächtigen Mauern und ließ diese in warmen Orangetönen aufleuchten. Auf dem Parkplatz vor dem Schloss lief ein abgemagerter Straßenhund umher, der auf mich zukam und mich beschnupperte. Auch wenn es im Vergleich zu den letzten Jahren inzwischen scheinbar weniger Hunde geworden sind, werde ich mich an dieses Bild wohl nie gewöhnen können. So gab ich dem armen Tier erst mal etwas zu fressen, worüber er sich merklich freute. Mit wedelndem Schwanz schnappte er sich das Leckerli und trottete damit davon, um es kurz darauf hinter einer Ecke in Ruhe zu verspeisen.


Castelul Corvinestilor in Hunedoara (Eisenmarkt): zum Vergleich eine Farb- und eine Infrarotaufnahme

Nachdem wir noch etwas essen gingen und getankt hatten, fuhren wir schließlich zurück zu unserem Hotel in Deva. Da meine pink-violette Haarsträhne vom gechlorten rumänischen Wasser inzwischen ziemlich ausgeblichen war, pinselte ich sie nach ausgiebiger Dusche mit Haartönung ein, die ich (wie zig andere uuunheimlich wichtige Dinge) in meinem XXL-Kosmetikkoffer mitgeschleppt hatte.  Ich verpackte die Strähne dick in Alufolie und ging danach endlich ins Bett, wo ich vor dem Einschlafen noch schnell ein paar Stichpunkte für mein Reisetagebuch in meinen Block kritzelte.

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