Rumaenienburgen

 

 
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Von Schlössern, Schluchten und schlechten Straßen - 2600 Km quer durch Rumänien
~ Tagebuch meiner 5. Rumänienreise; August 2007 ~


4. Tag
 

Da wir am gestrigen Tag extrem lange unterwegs waren, schliefen Alex und ich heute zumindest ein bisschen länger. Hätte ich mir jedoch keinen Wecker gestellt, hätte ich mit Sicherheit den halben Tag verschlafen. Während Alex im Bad war ("Was macht der Mann dort immer derart lange??"), schrieb ich Stichpunkte der letzten drei Tage für mein Reisetagebuch, wozu ich bisher noch nicht gekommen war. Am späten Vormittag fuhren wir von Cluj (Klausenburg) Richtung Oradea (Großwardein), eine der wenigen rumänischen Straßen, die richtig gut ausgebaut ist. Kurz hinter Huedin begann es furchtbar zu regnen und ich sah den Tag schon ins Wasser fallen. Hinter Bologa (Weichselburg) hielt ich schließlich an einem Restaurant, um etwas zu essen - in der Hoffnung, dass sich das Wetter zwischenzeitlich wenigstens etwas bessern würde. Anfangs hatte es nicht den Anschein, aber kurz bevor wir über schlaglochgespickte Seitensträßchen Salard (Königsburg) erreichten, hörte der Regen auf. Über einen Damm, wo rund 15 - 20 extrem tief fliegende Schwalben unseren Weg kreuzten und zwei Pferde weideten, liefen wir gut einen Kilometer am Fluss entlang zur Cetatea Adorján, die im 13 Jahrhundert erbaut wurde. Heute steht von der Burg lediglich noch die Ecke eines Turms. An der Ruine angekommen flogen Hornissen aus einem Loch in der Mauer; eine knallte gegen meinen Kopf, was ich mit einem "dezent" hysterischen Schrei quittierte...


Cetatea Adorján, Salard (Königsburg)

Im Nachbarort Biharia (Bihor) machte ich einen Stopp bei der Erdfestung, welche bereits im 10. Jahrhundert erbaut wurde (Erdburgen waren Vorgänger späterer Holz- und Steinburgen). Da sich durch Verwitterung, Abtragung und Überbauung nur wenige dieser Erdburgen gut erhalten haben, ist Biharia historisch zwar interessant, bot für mich als "Ruinenfan" abgesehen von ihren Ausmaßen (das Foto zeigt nur einen geringen Teil) aber kaum Aufregendes.


Erdfestung Biharia (Bihor)

Aufgrund des starken Regens am Mittag hatte ich die zum Schluss eingeplante, etwas abgelegene Burgruine bei Sub Cetate aus dem Programm gestrichen und fuhr stattdessen noch zur Festung in Oradea (Großwardein). Aufgrund mehrspuriger Hauptverkehrs-Einbahnstraßen und Baustellen fand ich die Zufahrtsstraße nicht. Ich fuhr deshalb zum verschlossenen Osttor auf der Rückseite und ging mit Alex von dort um die Festungsmauern herum zum Eingangsportal auf der Westseite. Eine mehr oder weniger typische Festung mit sternförmigem Grundriss und starken Eckbastionen, erinnerte die Anlage, in der u. a. die Kunstakademie der Universität untergebracht ist, zum Teil eher an eine Fabrikruine. Ein Großteil der mehrstöckigen Gebäude stand leer, dunkle Fenster reihten sich an den im Inneren ruinösen Ziegelbauten aneinander. Jetzt wunderte es mich auch nicht mehr, dass im Internet fast ausschließlich immer nur die gleichen Ansichten von Kirche und der äußeren Bastionen zu sehen sind.


Cetatea Oradea (Großwardein)

Unsere letzte Burgruine für diesen Tag lag nahe Alesd, genauer gesagt bei Pestis. Durch Zufall hatte ich sie vor geraumer Zeit im Internet entdeckt und wusste von dort, dass sich auf dem Berg nur wenige hundert Meter von einander entfernt gleich drei Ruinen befinden: Eine Burg (Cetatea Sinteului), eine Kapelle und ein Wachturm. In Pestis fragte ich einen älteren Mann nach dem richtigen Weg, dem ich schließlich etwa 5 Km in den Wald folgte. Dass er aufgrund des Regens aufgeweicht, aber auch im trockenen Zustand nur schwer befahrbar wäre, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Nichts desto trotz wäre ich die 10 Km auch bei früherer Tageszeit sicherlich nicht gelaufen und fuhr deshalb ungeachtet der Straßenverhältnisse einfach weiter, bis der Weg an einer Schranke endete. Ich stellte den Wagen davor am Seitenrand ab und wir gingen zu Fuß weiter. Bereits nach wenigen Metern hatte sich so viel Schlamm an meinen Füßen gesammelt, dass jeder Schritt doppelt so schwer wurde, aber zumindest war gleich rechts hinter der Schranke der Burgberg. Der Weg war im Grunde nicht weit und bei trockenem Wetter wäre er sicherlich auch gut zu laufen gewesen; an diesem Tag versank ich jedoch regelrecht im Matsch und rutschte trotz Stock, den ich mir gesucht hatte, immer wieder nach unten weg. Nach etwa 20 - 30 Minuten kamen wir auf halber Höhe an und vor uns stand romantisch verwachsen die Kapellenruine mitten im Wald. Ob sie einst zur Burg gehörte, ist mir nicht bekannt, hierfür muss ich mir erst die mir vorliegenden ungarischen Texte übersetzen lassen.


Kapellenruine Alesd-Pestis

Ich schoss ein paar Fotos und es dämmerte bereits, als ich dem breiten Weg weiter nach oben folgte, wo ich die Burgruine vermutete. Nach wenigen Minuten wurde der Weg jedoch derart steil, dass er bei dieser Witterung nicht mehr zu bewältigen war. Nachdem ich das dritte Mal ausrutschte, meine Hose dabei zerriss und ich bereits von oben bis unten verdreckt war, gab ich auf und ging zurück. Alex blieb dieses Schicksal aufgrund seines langsameren Tempos erspart. Ein Stück weiter unten versuchte ich auf einem anderen Weg mein Glück, doch dieser endete nach 200 Metern abrupt im Wald.

Ich war mittlerweile etwas entnervt und hatte die Burgruine bereits abgeschrieben, was mich doch ärgerte. So gingen wir zurück zur Kapelle und folgten dahinter einem verwitterten Pfad zum Wachturm. Dieser war jedoch selbst gar nicht mehr zu erreichen, nur noch ein paar geringe Mauerreste waren auf einem unzugänglichen Felsen zu sehen. Wir waren bereits auf den Abstieg eingestellt, als uns auf der Rückseite der Kapellenruine ein kaum mehr als solcher erkennbarer Pfad auffiel. Trotz der bereits einbrechenden Dunkelheit (optisch war es bereits dunkler, als auf den Fotos) wollte ich nichts unversucht lassen und so streiften wir über Felsen ein Stück bergab durch die Büsche. Ich wollte schon umdrehen, als ich auf der anderen Seite eines verwitterten Grabens die dunklen Schatten der Burgmauern entdeckte. Ich rief Alex, der oben gewartet hatte, zu "Ich hab' sie gefunden!", um gleich darauf freudig das kurze Stück zur Ruine hinauf zu klettern. Das war eine Burg nach meinem Geschmack - mitten im Wald, schön verwildert und noch mit reichlichen Mauerresten. Torbögen und Fensteröffnungen waren noch gut erkennbar und immer wieder ragten Mauerstücke vom Felsen empor. Im hinteren Teil der Ruine klaffte ein etwa 1,5 Meter breites Loch im Boden und vom oberen Burgfelsen hatte man einen tollen Blick auf den gegenüberliegenden, bewaldeten Berg. Vor dem inneren Tor auf der Rückseite zweigte eine kleine Höhle in den Fels ab. Ich packte meine Taschenlampe aus und kroch hinein, als mir eine Fledermaus entgegen flatterte. Ich hatte noch nie so viele Fledermäuse in so wenigen Tagen gesehen und es sollte auch nicht die Letzte sein. Im Inneren der niedrigen Höhle war am bearbeiteten Stein zu sehen, dass sie einst in die Burg integriert gewesen sein musste, offensichtlich ist der Fels an dieser Stelle aber irgendwann abgesackt oder in Teilen eingestürzt.


Cetatea Sinteului, Alesd-Pestis

Der Abstieg im Taschenlampenlicht war trotz Stock eine einzige Rutschpartie und wieder sammelten sich Unmengen Schlamm an den Schuhen. Auf dem unteren Wiesenplateau flatterte eine Fledermaus dicht an Alex' Rücken vorbei, als er gerade seine Schuhe notdürftig im Gras sauber machte. Dieser Urlaub stand eindeutig im Zeichen der Fledermäuse ;-)

Wieder am Auto angekommen fiel Alex als ich wendete auf, dass mein linkes Abblendlicht nicht mehr funktionierte. Super, und ich hatte alleine heute noch 120 Km Rückweg vor mir. Die 5 Km durch den Wald waren bei Dunkelheit noch katastrophaler, als auf dem Hinweg. Zudem hüpften auf dem ersten Drittel der Strecke zig kleine Frösche über den Weg, was zwar schön anzuschauen war, aber das Fahren nicht gerade erleichterte; schließlich wollte ich es vermeiden, die Tiere zu überfahren.

Auf der Rückfahrt regnete es schon wieder und aufgrund des warmen Bodens wurde es zeitweise auch noch neblig. Wir wollten noch etwas essen und ich hielt Ausschau nach etwas Geeignetem. Das erste Restaurant lag aber bei durchgezogener Linie und Gegenverkehr auf der anderen Straßenseite; das nächste war zwar auf unserer Seite, allerdings direkt hinter einer Kurve, so dass ich es nicht gleich bemerkte und zudem war offensichtlich kein Parkplatz frei. Dennoch fuhr ich bereits langsamer, um nach einem Parkplatz zu schauen, hinter mir blendete daraufhin ein immer dichter auffahrender LKW auf, so dass ich letztendlich weiter fuhr. Alex war mittlerweile mehr als genervt, weil er Hunger hatte; mehr schreibe ich dazu letzt lieber nicht... Wenig später haben wir schließlich bei einem anderen Restaurant angehalten.

Etwa 50 Km vor Cluj wurde ich aufgrund des defekten Lichtes prompt von der Polizei angehalten. Da ich mich nicht mit ihnen verständigen konnte, rief ich Attila per Handy an, erklärte ihm den Sachverhalt und reichte ihn an den Polizisten weiter. Letztendlich durfte ich dann weiterfahren, mit der Auflage, das Licht am nächsten Tag reparieren zu lassen.

Um 1.45 Uhr waren wir endlich zurück in Cluj und eines stand für mich fest: Meine nächste Rumänientour beinhaltet definitiv kürzere Strecken und mehr Schlaf!

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