Rumaenienburgen

 

 
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Von Schlössern, Schluchten und schlechten Straßen - 2600 Km quer durch Rumänien
~ Tagebuch meiner 5. Rumänienreise; August 2007 ~


3. Tag
 

Am Vorabend entschlossen wir uns kurzerhand dazu, nicht wie ursprünglich geplant in Satu Mare (Sathmar) zu übernachten, sondern abends wieder zurück nach Cluj (Klausenburg) zu fahren. So konnten uns Miri & Attila nochmals begleiten, am nächsten Tag mussten sie wieder arbeiten. Damit, dass wir aufgrund dessen heute letztendlich 18 Stunden unterwegs sein würden, hätte ich jedoch nicht gerechnet und nochmals würde ich solch eine lange Tagestour wohl auch nicht mehr machen.

Um 8.00 Uhr trafen wir uns mit Miri & Attila und fuhren über Gherla (Neuschloss) und Dej bis Coplean (Kappen), etwa 80 Km nördlich von Cluj. Am Schloss Haller angekommen, welches nach dem Aussterben der Familie im 19. Jahrhundert zur Ruine verfiel, parkte ich an der Kirche. Eine Frau kam auf uns zu und erzählte uns, dass auch die Kirche einst zum Schloss gehörte, davor befanden sich noch die Gräber der Familie Haller. Vor der Schlossruine, welche auf zwei Seiten von Maisfeldern umgeben war, weidete eine Kuh neben der Turmruine. Nachdem ich das malerische Schloss von allen Seiten fotografiert hatte, kletterte ich in die im hinteren Teil halbverschütteten Keller hinab. Als aus einer dunklen Ecke eine kleine Fledermaus auf mich zuflatterte, erschrak ich mich im ersten Moment so, dass ich mir aufgrund der niedrigen Deckenhöhe erst mal schmerzhaft den Kopf anstieß. Ich glaube, es gab bisher keinen Rumänienurlaub, von dem ich nicht mit irgendwelchen Blessuren zurückkehrte...


Castelul Haller, Coplean (Kappen)

Von Coplean ging es weiter in das Dörfchen Ardusat (Erdungsaadt), von dem ich gelesen hatte, dass es dort ebenfalls eine Schlossruine geben solle. Als Attila im Ort nachfragte, wurde uns dies auch bestätigt, wenngleich nur noch geringe Mauerreste zu sehen seien. Das hinderte mich natürlich nicht daran, es zu suchen. Der Hinweis, man könne bis zum Schlossberg fahren, erwies sich allerdings als völlige Übertreibung - zumindest, wenn man nicht mit einem Traktor oder mindestens mit einem Geländewagen unterwegs war. So stellte ich das Auto am Ortsrand ab und wir folgten dem Weg, welcher uns zur Ruine beschrieben wurde. Oben angekommen, war von Mauern jedoch weit und breit nichts zu sehen. So lief ich an Obstbäumen vorbei in den Wald, wurde aber auch dort nicht nicht fündig. Erst auf dem Rückweg erspähte ich im rückseitigen Tal eine Ruine. "Warum hat man uns eigentlich auf den Berg hinauf geschickt, wenn die Ruine im Tal steht?", dachte ich bei mir. Dort angekommen, erzählte uns eine Frau, dass es sich hierbei lediglich um die Stallungen des Schlosses gehandelt habe - die Schlossruine selbst befände sich auf dem Hügel hinter uns... Also den Weg wieder zurück nach oben, wo wir schließlich zwischen Büschen und Sträuchern doch noch unser Ziel fanden. Ein paar Reste der Außenmauern sowie der einstigen Terrasse standen noch.
Wir wollten gerade den Rückweg antreten, als uns ein Obstbauer darauf aufmerksam machte, dass es auf dem Schlossberg noch einen Brunnen gäbe. Da ich diesen zuvor nicht gesehen und von selbst wohl auch nie gefunden hätte, führte er mich hin. Ringsum nahezu gänzlich verwachsen, wurde er tatsächlich erst sichtbar, wenn man bereits genau davor stand. Der Mann warf einen Stock hinein und die Zeit, bis er unten aufschlug machte doch deutlich, dass der Brunnen einige Meter tief sein musste.


Ruinele Castelului Degenfeld, Ardusat (Erdungsaadt). Links die Ruinen der Stallungen, rechts die Ruinenreste des einstigen Schlosses.

Wieder am Auto angekommen, bemerkten wir, dass wir die zuvor eigentlich eingeplante Burgruine von Berchezoaia (Waldbach) versehentlich ausgelassen hatten. Da der Weg dorthin von Ardusat nun aber einen Umweg in die falsche Richtung bedeutet hättet, beließen wir es dabei. Stattdessen fuhr ich nach Asuaju de Sus, ein kleines Dorf in den Bergen, bei welchem ich auf meiner Straßenkarte ein Ruinenzeichen entdeckt hatte. In Büchern oder übers Internet hatte ich zuvor keinerlei Infos hierzu gefunden und so war es gänzlich ungewiss, ob und was uns dort erwarten würde. Die "Straße" nach Asuaju de Sus (Oberneubach) war lang, holprig und staubig. Ich fragte mich ernsthaft, warum der Routenplaner mir ausgerechnet diesen Weg vorgeschlagen hatte - führte auf der anderen Seite des Berges über zwei Nachbardörfer doch eine geteerte Straße entlang, wie sich auf der Rückfahrt herausstellte.
In Asuaju de Sus fragte Attila einen älteren Mann nach dem Weg zur Ruine. Nachdem er uns erzählte, dass dort fast nichts mehr stünde und die Ruine den Namen "Cetatea Baronului" (Burg des Barons) trägt, gab er uns einen groben Anhaltspunkt, mit dem Hinweis, wir sollen weiter unten im Dorf nochmals nach dem Weg fragen, was wir auch taten. Leider konnte uns niemand etwas über die Geschichte erzählen, außer, dass dort einst ein Baron gelebt habe. Wir fuhren über eine mehr als morsche Holzbrücke, welche auf einer Seite bereits ein klaffendes Loch hatte. Ich sah das Auto gedanklich schon im Bach liegen, aber zum Glück hielt die alte Brücke noch. Im Dorf schickte man uns, vorbei an einer kitschigen Jesusfigur, über einen immer schlechter werdenden Feldweg Richtung Berge. Nach einer Steigung sei die Ruine rechts im Wald zu finden. Wir schaukelten uns im ersten Gang immer weiter nach oben, schleiften ein paar Mal mit dem Unterboden über die von Löchern geprägte Straße, mussten zweimal Äste zur Seite räumen - und standen nach einer Steigung schließlich auf dem Berg mitten im Wald. Hier war definitiv kein Weiterkommen, vor uns klafften riesige Schlammlöcher auf dem Weg. Ohne eine Ahnung, ob die Ruine noch vor uns war oder wir bereits daran vorbeigefahren waren, lief ich noch ein gutes Stück in den Wald, gab jedoch schließlich auf. Auf dem logischerweise ebenso unbequemen Rückweg hielt ich alle hundert Meter an und durchforstete den Wald auf der Suche nach der Burg. Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, wurde beim vierten Stopp schließlich aber doch noch fündig. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich sicherlich längst vorher aufgegeben und wäre erst gar nicht so weit hochgefahren.
Bei der etwa 4,5 Km vom Ortskern entfernten Ruine handelte es sich tatsächlich lediglich um einen so genannten "Burgstall" (= keine oder kaum mehr vorhandene Mauerreste). Die Vertiefungen im Boden, wo die Gebäude einst standen, waren noch gut zu erkennen, aber ansonsten waren nur noch minimale Mauerreste und einige umher liegende Steine zu sehen. Nicht sonderlich spektakulär und die Suche kostete zudem viel Zeit, aber ich war dennoch zufrieden. Immerhin wusste ich jetzt zumindest, was sich hinter dem Ruinenzeichen auf meiner Karte verbarg.


Links: Der Burgstall der Cetatea Baronului bei Asuaju de Sus (Oberneubach)

Unser nächstes Objekt der Begierde war Pomi (Einsiedl), wo sich gleich zwei Schlösser nebeneinander befinden (eine Ruine und eines leer stehend). Dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass das von Bäumen bewachsene Gelände umzäunt und verschlossen war. Anwohner erzählten uns, dass in dem von einem ungarischen Adligen erbauten Schloss zuletzt ein Kinderheim untergebracht war. Als dieses geschlossen wurde, zündeten die Kinder das Gebäude an, welches daraufhin ausbrannte. Vor kurzem wurde es von einer Privatperson gekauft.
Im hinteren Teil entdeckte ich ein kleines Loch im Zaun. Ich kroch daraufhin kurzerhand hindurch, um zumindest ein paar Fotos schießen zu können.


Castelul Pomi (Einsiedl), altes und neueres Schloss

Für den weiteren Weg zeigten mir sowohl meine Straßenkarte, als auch die Kontrolle per Routenplaner, eine Straße mit Brücke zwischen Aciua und Bargau an und so fuhr ich, vorbei an einer Kuhherde, diesen Weg. Bereits kurz hinter Aciua wurde die Holperstraße immer verwachsener, bis sie kurz vorm Fluss schließlich auf einer Wiese endete. Eine Brücke war hier jedoch weit und breit nicht zu sehen. Ich war mir bereits sicher, mich verfahren zu haben und wollte daraufhin im Ort nach dem richtigen fragen. Dort wurden wir schließlich darüber aufgeklärt, dass die Brücke schon seit Jahren nicht mehr existiere. Das war inzwischen bereits die fünfte Straße, die ich wegen Unbefahrbarkeit in meiner Karte durchstreichen konnte. Dass jedoch gleich eine ganze Brücke fehlt, hatte ich so auch noch nicht erlebt...


Hier sollte es laut meiner Straßenkarte eigentlich eine Brücke geben...

Weiter erzählte man uns, wir sollten zurück nach Pomi fahren und dort den Fluss überqueren. Dass es sich dabei aber um keine Brücke, sondern um eine alte Fähre aus Holz handelte, verschwieg man uns. Miri war die Konstruktion scheinbar nicht ganz geheuer; so stieg sie zur Auffahrt mit Attila und Alex aus dem Auto und sie gingen zu Fuß auf die Fähre. Ich fand das allerdings nur halb so wild und eigentlich eher lustig.

Es war bereits Abend, als wir in Mediesu Aurit (Schweizers) ankamen, wo die Sonne ihr rotes Licht auf die Ruine der alten Burg warf, die später zum Schloss ausgebaut wurde. Es standen noch beachtliche Mauerreste und es wunderte mich, dass die Ruine, inmitten des Ortes gelegen, keinen Eintritt kostete. Aber sehr viele Touristen scheint es hierher wohl nicht zu verschlagen.


Castelul Lónyai, Mediesu Aurit (Schweizers)

Nach einem Gruppenfoto und Rundgang durch die Schlossmauern ging die Sonne bereits unter und es wurde Zeit für die Rückfahrt. Immerhin waren wir inzwischen gut 180 Km von Cluj entfernt (hierzu muss man wissen, dass in Rumänien aufgrund der vielen zu durchfahrenden Orte sowie Kurven und schlechter Straßenverhältnisse in der Regel 2x so viel Fahrtzeit eingeplant werden muss, wie vergleichsweise auf Straßen in Deutschland). Dennoch entschied ich mich dazu, den etwa 30 Km längeren Weg über Satu Mare (Sathmar) und Ardud (Schönberg / Erdeed) zu nehmen, da ich wusste, dass in Ardud eine Burg- / Schlossruine steht, welche nachts beleuchtet ist.

In Ardud angekommen zeigte sich, dass sich der Umweg durchaus gelohnt hatte. Geheimnisvoll und malerisch zugleich erhob sich die rotorange beleuchtete Schlossruine über dem Ort. Per Stativ und Langzeitbelichtung schoss ich einige Fotos. Im Anschluss hangelte ich meinen "untersetzten Luxuskörper" zum etwas höher gelegenen Turmeingang hoch, auf dessen Boden sich ein Kreuz befand. Dahinter tat sich inmitten einer Wölbung ein Loch auf, welches den Blick in eine tiefer gelegene Kammer ermöglichte. Zum Schluss machte ich noch eine Schattenaufnahme von Miri, Attila, Alex und mir.


Castelul Karoly, Ardud (Schönberg / Erdeed)

Die eh schon lange Rückfahrt zog sich scheinbar ewig hin, unzählige Kurven machten ein schnelleres Fahren unmöglich und ein Unfall vor uns mit damit verbundenem Stau verzögerte ein halbwegs zügiges Vorankommen noch zusätzlich. Der tief orangefarbene Mond blitzte auf der Rückfahrt immer wieder durch die Wolken und es war bereits spät in der Nacht, als wir endlich wieder zurück in Cluj ankamen...

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