Vampirgruft

 

 
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Di., 22. - Mi., 23.12.09

Wiederum verließen wir das Hotel ohne Frühstück und ich war nicht traurig über den Gedanken, heute wieder in meinem eigenen Bett schlafen zu können (dachte ich zumindest...). Unser erster Stopp führte uns zu einer Tankstelle. Zu meiner Verwunderung tankte ein Mann vor uns und fuhr anschließend, scheinbar ohne zu bezahlen, davon. An der Zapfsäule angekommen, funktionierte diese dann auch nicht, stattdessen prangte noch immer ein Betrag von 40,- Euro auf der Anzeige. Ich ging daraufhin zur Kasse und sagte, dass ich tanken möchte, woraufhin ich gefragt wurde, ob ich bar oder mit Karte zahlen wolle. Auf meine Anmerkung, dass ich noch gar nicht getankt hätte, erklärte man mir sichtlich belustigt, dass ich vorher bezahlen müsse. Aha, damit war das also auch geklärt. Volltanken hatte sich somit allerdings erledigt, denn ich wusste ja gar nicht, wie viel genau das gekostet hätte.

Ein weiteres verlassenes Chateau wartete nun darauf, von uns erkundet zu werden. Zwar war der Zugang einfach, allerdings stand es auf Militärgebiet. Ich hatte von stündlichen Patrouillen gelesen und die um das Schloss führenden Fußspuren von Stiefeln schienen dies zu bestätigen. So standen wir nur vor dem Gebäude und zögerten einzutreten. Wäre es "nur" eine Fabrik gewesen, hätte ich vielleicht kehrt gemacht, aber ein leer stehendes Schloss übte auf mich einen wesentlich größeren Reiz aus. Und jetzt war ich schon mal hier - also Risiko und rein. Wohl fühlte ich mich dort allerdings nicht. Woran es lag, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, es schien jedoch nicht an der Gefahr entdeckt zu werden zu liegen. Irgendwie ging von den Räumlichkeiten eine beklemmende Atmosphäre aus, warum auch immer, und die leisen Geräusche ringsum verstärkten diese Stimmung. Überall knackte und raschelte es; ein Windhauch blies durch die zerbrochenen Fenster und draußen tropfte der schmelzende Schnee von den Ästen der kahlen Bäume.


Chateau R.

Erbaut wurde das Schloss 1881 durch den Anwalt Jean-Paul-Henri Ulens. Im Zweiten Weltkrieg wurde er jedoch enteignet und auf dem Areal wurde ein Flugplatz samt Kaserne errichtet, R. diente nun als Kasino und Unterkunft für Offiziere. 1944 ging der Flugplatz wieder an die belgische Armee, nach dessen Schließung 1996 wurden die Baracken und das Schloss geplündert.

Möbel gab es im Inneren kaum noch. Im Kaminzimmer eine vermoderte Kiste, im maroden Treppenhaus ein zerfetztes Sofa. Ansonsten ließen nur noch die schmuckvollen Stuckdecken und Tapetenreste sowie eine verzierte Fliese im Bad den einstigen Glanz des Schlosses erahnen.


Ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren, sondern hörte auf mein Gefühl. Deshalb verzichtete ich auf eine Begehung der teils angrenzenden Baracken und wir verließen das Grundstück nach der Besichtigung des Schlosses zügig. Dass ich mir im Inneren deutlich weniger Zeit zum Fotografieren ließ, als sonst üblich, wurde mir erst im Nachhinein wirklich bewusst. Aber wer weiß schon, wozu es möglicherweise gut war...?

Auf dem Weg nach Cheratte blickte uns von der anderen Seite des Flusses ein großes, offensichtlich ebenfalls aufgegebenes Firmengebäude an. An der Brücke waren wir bereits vorbei, so dass ich es vorerst im Hinterkopf behielt. Die Kohlengrube Le Hasard Cheratte, die 1977 geschlossen wurde und unter Denkmalschutz steht (wenngleich hiervon nichts zu sehen war), ist in der Urbex-Szene weithin bekannt und ebenso abfotografiert. Dem entsprechend war es für mich auch mehr ein weitestgehend uninteressantes "Pflicht-Ziel", als ein noch sonderlich lohnendes Objekt. Optisch zwar zweifelsfrei imposant, jedoch haben ihr Vandalismus in den letzten Jahren immens zugesetzt.

Der Zugang wäre vom höher gelegenen Hang zwar möglich gewesen, dieser war aufgrund von Schneematsch aber derart rutschig und aufgeweicht, dass wir es nach einem Ausrutscher und dadurch verdreckte und durchnässte Klamotten bei Außenaufnahmen beließen.


Kohlengrube Hasard Cheratte

Für Miri und mich weitaus interessanter, da lagen wir auf einer Wellenlänge, war das unweit gelegene Chateau de Sarolea. Bereits 1643 von Gilles de Sarolea erbaut, wurde es erst im 20. Jahrhundert aufgegeben. Über die zwischenzeitliche Nutzung ist mir leider nichts bekannt, die im Innenhof vergitterten Fenster könnten jedoch darauf hinweisen, dass der finster anmutende Bau mit Südturm im Renaissance-Stil zeitweilig als Gefängnis gedient haben könnte. Laut Internet soll das Schloss bald renoviert werden.


Chateau de Sarolea

Das auf der Hinfahrt nach Cheratte erblickte Objekt auf der anderen Flussseite fiel aus Zeitgründen weg. Miri und ich wollten unbedingt noch den Friedhof in Verviers besichtigen (wenigstens ein Friedhof im Urlaub muss schon sein *g*). Auch warteten weitere Objekte sowie insbesondere die lange Heimreise ebenfalls noch auf uns.

Auf dem Friedhof von Verviers wurden 1992 Teile der 2. TV-Serie von "Der kleine Vampir" gedreht. Diese Produktion gehört zwar nicht unbedingt zu meinen Favourites, aber als Fan vom kleinen Vampir allgemein und schon mal in der Nähe, musste ich diesen natürlich sehen. Der Friedhof bot zweifelsfrei schöne Gruften und Details, ausgehend von der damaligen Presse-Info des WDR, in der von ungepflegten und ungeordnet angelegten Gräbern die Rede war, hätte ich davon allerdings etwas anderes erwartet. Es war eher ein ganz normaler Friedhof; weder waren die Gräber verwildert, noch (wie z.B. auf dem Pere lachaise in Paris) sonderlich dicht oder gar durcheinander angelegt. Auch machte der Bereich mit den Gruften lediglich einen verhältnismäßig kleinen Teil des Friedhofs aus. Dennoch bot er einige schöne Motive.

Friedhof Verviers
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© Andy Winkler © Andy Winkler © Andy Winkler
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© Andy Winkler © Andy Winkler © Andy Winkler
© Andy Winkler © Andy Winkler © Andy Winkler
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Eine weitere eingeplante Fabrik war bereits abgerissen und so erreichten wir am späten Nachmittag das letzte Urbex-Objekt unserer Reise. Der Bahnhof wurde 1917 in Betrieb genommen, 1957 stellte man den hiesigen Personenverkehr ein. Nach Änderungen im europäischen Zollkontrollverfahren wurden auch die Zollhallen des Bahnhofs nicht mehr genutzt. Der Triebwagen war 1989 noch im aktiven Schienenverkehr, innerhalb der letzten zwei Jahre wurde er durch mutwillige Zerstörung in Form von Graffiti und eingeschlagener Scheiben jedoch stark im Mitleidenschaft gezogen.

Wir überquerten die rückseitig stillgelegten Gleise und traten in die lang gezogene Güterhalle. An dessen Ende stand ein Auto und drei Männer arbeiteten in einem seitlichen Raum. Unbemerktes Fotografieren war somit unmöglich. Ich ging deshalb zu einem der Männer, der deutsch sprach, und fragte ihn freundlich, ob es uns gestattet sei, in der Halle zu fotografieren. Er antwortete, dass wir gerne Bilder machen dürften - lediglich auf die Randalierer der vergangenen Jahren sei man ganz und gar nicht gut zu sprechen. Da konnte ich ihm nur zustimmen!

Per Stativ, Langzeit- und Mehrfachbelichtung sowie Ausleuchtung per Taschenlampen begaben wir uns ans Werk. Es dauerte eine Weile, bis ich mit dem jeweiligen Resultat zufrieden war, aber Miri machte zum Glück bereitwillig alles mit und half mir immer wieder beim gegenseitigen Ausleuchten von außen und innen mit den Taschenlampen. Manch eine(r) hätte hierzu sicher nicht die notwendige Geduld aufgebracht und ich war Miri für ihre Ausdauer hierbei sehr dankbar. Letztendlich verbrachten wir ganze drei Stunden in der Güterhalle, aber in Hinblick auf die dabei entstandenen Fotos finde ich, es hat sich gelohnt. Auch wenn ich durch das ständige hin- und her-Rennen im Triebwagen und in den Wagons sowie durch das großflächige Herumwedeln mit den Taschenlampen zeitweilig ziemlich außer Puste war ;-)



Mittlerweile war es bereits dunkel. Gut 200 Km bis zu Miri und nochmals über 100 Km bis zu mir lagen nun noch vor uns. Aber ich war fit und das sollte locker zu schaffen sein, zumal es auch noch nicht wirklich spät war. Auf der Rückfahrt waren noch zwei kurze Fotostopps an belgischen Burgen angedacht, es sollte also nichts mehr schief gehen. Sollte...


Chateau Moresnet

Die bewohnte Burg von Moresnet lag nur wenige Kilometer von der Güterhalle entfernt und war auch schnell mit einer Aufnahme von der Straße aus abgehandelt. 35 Km weiter, bei Ovifat unweit der deutschen Grenze, war Burg Reinhardstein unser letztes Ziel. Hier jedoch ereignete sich ein typisches Ende einer "Andy-Reise"...

Dem Navi folgend und auf den verschneiten, aber gut befahrbaren Waldweg achtend, fuhr ich bis vor die beleuchtete Burg. Ich parkte in einer Nische, machte ein paar Fotos per Stativ, packte alles wieder ein und wollte wieder fahren. Was bei der Hinfahrt durch den Wald jedoch unbemerkt blieb, wurde uns erst jetzt bewusst: unter dem Schnee war der Waldweg spiegelglatt vereist. Die Reifen drehten durch und das Auto bewegte sich keinen Millimeter vorwärts. Da half auch Miris mühseliger Versuch nichts, das Auto anzuschieben. Anstatt das Auto vom Fleck zu bekommen, rutschte sie selbst nach hinten weg und ich hatte ebenso wenig Erfolg.

Fröstelnd sammelte ich von den Bäumen am Waldrand dutzende Äste, steckte sie unter und legte sie vor die Reifen. Als auch das nur mäßigen Erfolg erzielte, stopfte ich zusätzlich Miris Decke unter die Reifen. Doch trotz dieser Hilfsmittel dauerte es fast eine Stunde, bis wir es endlich schafften, das Auto endlich aus der Parkbucht hinaus zurück auf den Waldweg zu manövrieren. *schnauf*

Erleichtert und mit dem Gedanken, das Schlimmste hinter uns zu haben, fuhren wir los. Doch weit gefehlt! Hinter dem Schlosstor ging der Waldweg in eine Steigung über, die unter dem Schnee ebenfalls gänzlich vereist war. Wieder drehten die Reifen durch und schließlich rutschte das Auto bis vor das Tor zurück. Auch weitere Versuche, mal langsam, mal mit Vollgas, nutzten nichts. Ich kam den Hang nicht mehr hoch, nichts ging mehr! Miri war inzwischen reichlich entnervt und dass ich in dieser Situation auch noch lachen musste, trug ebenfalls nicht wirklich zu ihrer Erheiterung bei. Ich konnte aber einfach nicht anders, als zu lachen; wie gesagt, das war einfach mal wieder eine "typische Andy-Situation" ;-)

Ich sah das in diesem Moment trotz allem auch noch relativ locker. Für was hatte ich schließlich eine Plus-Mitgliedschaft beim ADAC?! Zumindest Handy-Empfang war gegeben, und so rief ich beim ADAC an und schilderte meine Situation. Völlig unerwartet teilte mir die Dame am anderen Ende der Leitung jedoch mit, dass Abschleppen bei Liegenbleiben wegen Straßenglätte nicht übernommen würde - auch nicht bei der Plus-Mitgliedschaft. Bitte?? Damit hatte ich nun nicht gerechnet und fand die Situation dementsprechend nun auch nicht mehr so lustig. Aber es half ja nichts; aus eigener Kraft kamen wir hier nicht raus. Also blieb uns nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und den Einsatz aus eigener Tasche zu bezahlen.

Man gab mir die Nummer von einem deutschen Abschlepp-Unternehmen unweit der Grenze sowie die Telefonnummer vom belgischen Automobil-Club. Vom deutschen Unternehmen wurde ich schnell abgewimmelt. Sie seien zwar nur knapp 20 Km entfernt, aber da ich in Belgien stehe, kämen sie nicht. Na toll, also den belgischen Automobilclub anrufen. Meine Handy-Rechnung freute sich inzwischen... Als ich der Dame in Englisch meine Situation erklärte, kam von ihr die gleiche Antwort, wie vom ADAC: die Rechnung würde nicht übernommen. Ich teilte ihr mit, dass mir dies bewusst sei und ich die Kosten vor Ort eben bar bezahlen müsse. "Das sei trotzdem nicht möglich", war Ihre Antwort. Der Belgische Automobilclub arbeite nur mit Vertragsunternehmen zusammen, die ausschließlich kämen, wenn die Rechnung vom Club übernommen würde. Ich dachte, ich höre nicht richtig! Ich fragte sie schließlich reichlich entnervt, ob ich ihrer Meinung jetzt bis zum Frühjahr hier stehen und warten solle, bis das Eis wegtaut...?!? Daraufhin gab sie mir endlich die Telefonnummer eines privaten, ortsansässigen Abschleppers. Wenn meine Handy-Rechnung kommt, falle ich wahrscheinlich ins Koma...

Dort angerufen, teilte man mir mit, dass die sich im Fuhrpark befindlichen Wägen zu breit für den Waldweg seien. Der Mann wolle jedoch versuchen, seinen Sohn anzurufen, der einen Geländewagen besäße. Kosten sollte der ganze Spaß fast 300,- Euro. "Juhu"...
Der Sohn stand gerade unter der Dusche, war dementsprechend wenig begeistert, wollte uns aber helfen. Puh!
Um die Zeit zu überbrücken, machte ich per Stativ und Selbstauslöser noch ein Bild von Miri und mir am Auto vor der Burg. Dieses Erinnerungsfoto musste jetzt sein - auch wenn Miris Gesichtsausdruck auf dem Foto eindeutig verrät, dass sie an diese Situation lieber nicht erinnert werden wollte ;-)

Kurz darauf kam uns der Burgbesitzer zu Fuß aus dem Wald entgegen und meckerte uns auf Französisch an. Verstanden haben wir nichts, aber wie sich später durch eine nochmalige Standpauke des Sohns vom Abschlepp-Unternehmer herausstellte, handelte es sich hier um einen Privatweg.

Der erste Versuch schlug fehl. Anstatt uns nach oben zu ziehen, zog ich den Jeep nach unten. Also rollten wir zurück in den Burghof, nahmen dort Anlauf und los ging die Horror-Fahrt. Mein Auto schlingerte auf dem eisglatten Fahrweg unkontrolliert von links nach rechts, jegliches Gegenlenken nützte rein gar nichts. Ich sah uns bereits in den Abhang fliegen und den Geländewagen auf uns draufknallen... Zwar setzte ich einmal im Graben auf, aber zum Glück hatte der Jeep genug Geschwindigkeit, um uns sogleich wieder rauszuziehen und weiterzufahren. Adrenalin und Herzschlag waren bei Miri und mir jedenfalls am Anschlag!

Sichtlich erleichtert wieder auf normaler Straße angekommen, hatte der Mann Mitleid und wollte anstatt der ursprünglich geforderten 300,- nur 125,- Euro. Natürlich waren wir ihm hierfür mehr als dankbar, wenngleich ich es voll und ganz verstanden hätte, wenn er für diese Aktion gar 400,- Euro verlangt hätte. Wir gaben ihm dann wenigstens noch etwas extra.

Das war zwar jetzt etwas mehr Text, musste in diesem Reisebericht aber einfach erzählt werden.

Nach einem Tank-Stopp in Luxemburg wollten wir nur noch nach Hause. Starker Schneefall und Nebel ließen uns aber nur langsam vorankommen. Um 3.00 Uhr nachts endlich bei Miri, war ich schließlich zu müde und übernachtete bei ihr, um am nächsten Morgen sicher und ausgeruht das letzte Stück meines Heimwegs anzutreten...

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